BACHELORARBEIT

Haus der Erinnerungen

Schaulager Altenburg

 

Spolie

 

Der Begriff "Spolie" stammt vom Lateinischen "spolium" ab und bezeichnete ursprünglich Beute, die dem Feind im Krieg abgenommen und den Göttern geopfert wurde. Später wurden diese Beutestücke in der Architektur auf Triumphsäulen oder Reliefs dargestellt. Spolien beziehen sich auch auf Kunstwerke oder Bauteile, die von besiegt geglaubten Feinden geraubt und in neuen Bauwerken wiederverwendet wurden. Sie dienten nicht nur praktischen Zwecken, sondern erlangten auch politische und religiöse Bedeutung. Spolienimporte wurden genutzt, um Machtansprüche zu dokumentieren und die eigene Herrschaft zu legitimieren. Oft ist es schwer, zwischen bewusster politischer Aneignung fremder Kunstwerke und einfacher Wiederverwendung aufgrund von Materialmangel zu unterscheiden.

 

Seit der Renaissance verlor der Einsatz von Spolien seine politische Bedeutung und wurde stattdessen als romantische Zitate und Versatzstücke gesammelt und verbaut. Fragmente und Überreste älterer Bauwerke werden heute auch aus pragmatischen Gründen wiederverwendet, um Materialien nicht zu verschwenden und Kosten zu sparen. Aufgrund dessen rücken Spolien heute wieder in den Fokus als wesentliche Elemente von Kreislaufwirtschaft, Urban Mining und Bauen mit und im Bestand.

 

Altenburg

 

Altenburg, erstmals 976 urkundlich erwähnt, war einst eine Kaiserpfalz und ist heute als Skat- und Spielkartenstadt bekannt. Die historische Geschichte reicht bis zur Zeit Kaiser Barbarossas zurück, als die Stadt oft als Hof diente. Der Marktplatz und die "Roten Spitzen", eine ehemalige Klosterkirche, stammen aus dieser Zeit. 1256 erhielt Altenburg das Stadtrecht vom Markgrafen von Meißen. Nach der Schlacht bei Lucka im Jahr 1307 verlor die Stadt ihre Reichsunmittelbarkeit und fiel an die Wettiner. Der "Altenburger Prinzenraub" im Jahr 1455 ist ein bekanntes Ereignis.

 

Martin Luther predigte 1519 in der St. Bartholomäi Kirche. Seit über 400 Jahren werden in Altenburg Spielkarten hergestellt, was zur Erfindung des Skatspiels zwischen 1810 und 1815 führte. Der "Skatbrunnen" auf dem Brühl erinnert daran. Die Gründung des Herzogtums Sachsen-Altenburg im Jahr 1826 brachte Impulse. Die Schlossanlage zeigt ein imposantes Architekturensemble, und das Schloss- und Spielkartenmuseum befindet sich dort. Die geschlossene Architektur des Altstadtkerns blieb durch schwere Zeiten fast unberührt.

 

Aufgabe

 

Am Rande der historischen Altstadt von Altenburg soll auf dem Grundstück eines ehemaligen Klosters das Haus der Erinnerungen entstehen, welches sich mit den Spolien der Stadt auseinandersetzt. Das Kloster selbst wurde 2003 abgerissen. Die Fundamente und Kellerbereiche des Klosters sind noch vorhanden und können eine spannende Grundlage für ein neues Gebäude bilden.

 

Das Gebäude soll unterschiedliche Nutzungen umfassen, die fest miteinander verknüpft werden müssen. Den Hauptbereich bildet das Schaulager, welches sich in unterschiedliche Bereiche gliedert. Zu den Räumlichkeiten des Schaulagers gehört neben dem Schaulager eine Werkstatt zur Aufbereitung der in der Umgebung gefundenen Spolien. Außerdem soll es unterschiedliche Ausstellungsräume geben, um über die Geschichte der Spolien und die Geschichte der Stadt Altenburg zu informieren und ein Verkaufsraum, in dem aufbereitete Spolien besichtigt und gekauft werden können, um diese in neuen Bauvorhaben wieder zu verwenden. Zu den weiteren Räumlichkeiten des Gebäudes soll ein Café und ein Büro- und Konferenzbereich gehören.

 

Es soll ein Ort für das Forschen, Ausstellen, Entwickeln und Austauschen sein, der für alle Alters- und Gesellschaftsgruppen zugänglich ist und einen Mehrwert für die Stadt und die Umgebung bietet.

Jannis Gruhne

Altenburg in Thüringen, nahe an der Grenze zu Sachsen, ist eine historische Stadt, die den Beinamen „Barbarossastadt“ durch Friedrich Barbarossa erhielt. Das geplante Entwurfsareal liegt südlich des Altstadtkerns an der Teichstraße und hat eine lange Geschichte: Bis 1538 stand dort ein Maria-Magdalena-Kloster, das später während des Klassizismus in ein Wohnhaus umgewandelt wurde, bevor es 2003 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Heute sind auf dem Grundstück noch alte Fundamente und Teile der Stadtmauer zu finden.

 

Der Entwurf für das „Haus der Erinnerungen“ basiert auf dem Aufbau von Klosteranlagen mit Kreuzgängen, die grüne Innenhöfe umschließen und das Ensemble gliedern. Das Gebäudeensemble umfasst drei Hauptvolumen: ein Museum an der Hauptstraße, einen Verwaltungsbereich an der Seitenstraße und ein Schaulager für historische Bauteile (Spolien), die restauriert, ausgestellt und verkauft werden. Der Kreuzgang verbindet die Gebäude und bietet Sicht auf den Arbeitsprozess.

 

Die Fassade ist klassizistisch inspiriert, mit roten Sandsteinplatten und Friesen, die die Struktur unterteilen. Zwei Innenhöfe ergänzen das Ensemble: ein Skulpturenhof und eine grüne Ruhezone.


Salem Jaza

Der Entwurf knüpft an die historischen Spuren des Altenburger Klosters an und integriert behutsam die Vergangenheit in die neue Architektur. Zwei massive Streifen prägen das Grundstück, während darüber schwebende Gebäudeteile die Räume überspannen. Die Architektur widmet sich ganz dem historischen Material, indem Spolien und Elemente aus vergangenen Epochen hierhergebracht, aufbereitet und ausgestellt werden. Der entstehende Ort soll überregional Interesse wecken und Besucher in den Prozess der Dokumentation, handwerklichen Aufbereitung und Wiederverwendung historischer Ornamente und Bauteile einführen.


Mohamed Ebrahim Makni

Der Entwurf des „Haus der Erinnerung“ in Altenburg legt Wert auf die Integration in das historische Stadtgefüge und nutzt die Umgebungselemente wie Topographie, Altstadtmauer und zwei Brandschutzwände. Das Gebäude bindet sich in die bestehende Stadtstruktur ein und erstreckt sich horizontal, mit zwei Zugängen auf unterschiedlichen Höhenniveaus, was einen Übergangseffekt schafft. Der Besuch beginnt am Foyer und führt über ein Ausstellungsplateau, das verschiedene Lichteffekte für die Präsentation der Spolien bietet. Flexibilität ist ein zentrales Thema, umgesetzt durch den Wechsel von vollen und leeren Räumen sowie eine Außen-Ausstellung.


Nayaz Othman

Das „Haus der Erinnerungen“ wird als kulturelles Zentrum in Altenburg geplant, das historische und moderne Elemente verbindet. Es fördert durch vielfältige Nutzungen – wie Ausstellungsräume, Werkstätten, ein Café und Büros – den Austausch und die Begegnung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Restaurierung und Präsentation von Spolien, wobei Besucher die Prozesse hautnah erleben können. Durch gezielte architektonische Gestaltung und die Integration von Innen- und Außenbereichen entsteht ein lebendiger Ort, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet und für alle Altersgruppen zugänglich ist.


Jesus Ramirez Pena

Das „Haus der Erinnerungen“ in Altenburg liegt am südwestlichen Rand der Altstadt zwischen Teichstraße und Teichplan auf etwa 2.400 Quadratmetern. Das Gebäude integriert die Überreste eines ehemaligen Klosters, einschließlich verborgener Keller und Stadtmauer. Als markantes Solitärgebäude entlang der Teichstraße verfügt es über sichtbare Fassadenöffnungen, die beim Betreten verschwinden und beim Verlassen wieder sichtbar werden.

Das Design spiegelt die ausgegrabenen Spolien wider, wobei die oberen Etagen zunehmend verschlossen und begradigt sind, mit schmalen Lichtspalten zur Beleuchtung. Die Fassade besteht aus rotierenden Wandblöcken, die Leichtigkeit vermitteln und den Innenraum rechtwinklig erscheinen lassen. Im Erdgeschoss befinden sich ein Foyer und ein Café, während die unteren Bereiche die Spolienausstellung beherbergen und die oberen Etagen Büro- und Arbeitsräume für die Aufarbeitung der Spolien bieten.

Die „schwebenden“ Etagen werden von versteckten Fachwerkträgern getragen, die das Gewicht gleichmäßig verteilen. Das Gebäude fungiert als zentrales kulturelles Zentrum, das historische Elemente bewahrt und moderne Nutzungen für Besucher zugänglich macht.